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Die SSDD Entertainers, eine WeMigrants zugehörige Musikgruppe, wurden zu Beginn des Jahres 2020 durch Seedy Saidykhan zusammengeführt. Die Gruppe wurde durch Lamin Drammeh, Kamara Silvan und Domenic Rathjen gegründet. Mit dem Projekt unterstützen sie junge Leute in Oldenburg, Migranten und Nicht-Migranten, beim gemeinsamen Musizieren innerhalb der Gruppe SSDD Entertainers. Wir haben den drei Hauptakteuren einige Fragen über den bisherigen Werdegang und das Ziel ihres Projektes gestellt.
SSDD Entertainers… das klingt im ersten Moment ja vor allem nach Unterhaltung. Was macht euer Projekt aus, was macht es einzigartig? Und welchen Zusammenhang hat es zu WeMigrants?
Domenic: Wir sind ein Projekt innerhalb der Vereinigung WeMigrants. Wir wollen einen offenen Raum für alle jungen Menschen schaffen, in dem sich gemeinschaftlich musikalisch entfaltet werden kann. Dabei geht es nicht nur um das Entertainment, sondern auch um das gegenseitige Unterstützen und um das Fördern des voneinander Lernens. Menschen verschiedenster Kulturen sollen hier aufeinandertreffen und die Einflüsse ihrer Vergangenheit, ihres Wissens, ihres Wesens und ihres Alltags in Musikstücken verarbeiten. Die Werke beziehen sich auch oft auf aktuelle (politische) Ereignisse und unterstützen unter Anderem MITEINANDER LEBEN – ein Projekt von Radio Globale und dem Lokalsender Oldenburg Eins – und UnitedAgainstRacism. Durch das Projekt wird Diversität gefördert und dazu ermutigt, die Unterschiede lieben zu lernen, die uns ausmachen. In einem solchen Umfeld wird Integration in beide Richtungen erleichtert.
Wow, das klingt wirklich super! Und was habt ihr gemacht, bevor ihr euch zusammengeschlossen habt? Habt ihr da schon Musik gemacht?
Lamin: Bevor ich Domenic und Amara kennengelernt habe, habe ich eigentlich nur für mich selbst gesungen. Ab und zu habe ich das dann in den Sozialen Medien veröffentlicht. Überwiegend auf Instagram und Facebook, manchmal auch auf YouTube. Ich liebe RNB und Soul-Musik, weil es Musik ist, die deine Seele berührt, ganz tief in dir drin. In Italien, bevor ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich zwei Monate lang gelernt, Piano zu spielen. Dann kam ich hier her. Jetzt nehme ich immer noch Piano-Unterricht. Eines Tages rief Seedy mich an und erzählte mir von Domenic, zeigte mir seine Musik. Ich dachte nur: Wow, die Musik von diesem Kerl ist unglaublich! Eines Tages haben wir uns bei Seedy getroffen und besprochen, was wir gemeinsam an den Start bringen könnten. Wir haben ein kleines Studio in meinem Zimmer eingerichtet, und der Rest ist Geschichte!
Amara: Ich habe vor der Gründung der Musikgruppe SSDD Entertainers Musik mit Lamin gemacht. Überwiegend war das Afrikanisch angehauchte Musik, RNB und so weiter. Ich ging zur Schule und lebte mein Leben wie jeder andere. Als wir die Musikgruppe gegründet haben war ich glücklich, denn ich sah darin das Potenzial, meine Träume wahr werden zu lassen. Ich liebe Musik, und jetzt habe ich Leute, mit denen ich Musik machen kann – besser geht’s doch nicht, oder?
Domenic: Ich habe mit dem Rappen angefangen, als ich 15 Jahre alt war. Eigentlich nur aus Spaß, weil Rapmusik in meinem damaligen Freundeskreis sehr beliebt war und ich künstlerisch einfangen wollte, wie wir leben und welche Werte wir vertreten. Beispielsweise stand „Geben und Nehmen“ bei uns an oberster Stelle. Davor habe ich lange Gitarre gespielt und auch schon einige Songs geschrieben. Da ich aber wusste, dass ich vermutlich niemals der Beste im Gitarre spielen oder Singen sein würde, aber ein Talent dazu habe, Texte zu schreiben, habe ich im Rap meine Passion gefunden. Nach meinem ersten Song für meinen damaligen Freundeskreis hatte dieser ohnehin nicht zugelassen, dass ich damit ohne weiteres einfach so wieder aufhöre. Meine Leute waren begeistert. Ab dann ist mir das Rappen durch mein gesamtes Leben gefolgt. Ich schrieb Songs vor allem für mich selbst, als Selbsttherapie. Und dabei sah ich, dass ich krasse Fortschritte machte und tatsächlich in dem was ich tue besser werden könnte als die Meisten. Es war immer das Einzige, woran ich festhalten konnte und wofür ich das Durchhaltevermögen hatte, immer weiter zu machen.
Was gefällt euch an der gemeinsamen Arbeit innerhalb des Projektes am Meisten?
Lamin: Für mich ist die Musikgruppe SSDD Entertainers wie ein wahrgewordener Traum. Der Tag, an dem wir uns getroffen haben, war ein Tag, an dem ich alles hinschmeißen und mit der Musik aufhören wollte. Aber danach hat sich alles verändert. Ich habe meine Liebe zur Musik wiedergefunden. SSDD ist der Grund, warum ich jetzt noch Musik mache. Wir sind so schnell zu einer Familie zusammengewachsen! Bereits kurz nachdem wir unseren ersten Song geschrieben haben und ihn in der Seedy’s Show live gesungen haben, waren wir unzertrennlich und harmonierten total. Das ist das, was SSDD für mich ausmacht.
Domenic: Dem kann ich mich nur anschließen. Zu dem Zeitpunkt unseres ersten Treffens ging es mir aufgrund verschiedener Ereignisse in meinem Leben nicht besonders gut. Ich war noch relativ neu in Oldenburg. Und da ich bis dahin immer als „One-Man-Army“ ohne Unterstützung von außen an meiner Musik gearbeitet habe, war auch ich drauf und dran, einfach hinzuschmeißen. Dann habe ich einige wenige Freunde hier gefunden – einer davon war Seedy. Bis heute bin ich ihm dankbar dafür, dass er mir Lamin und Amara vorgestellt hat, nachdem ich ihm meine Musik gezeigt habe. Ich liebe das Konzept, das wir entworfen haben, dass jeder die Möglichkeit dazu hat, gemeinsam mit uns zu musizieren und von uns in seinem musikalischen Schaffen unterstützt zu werden. Wir sind einfach eine Familie, ich liebe das. Es ist fantastisch, mit den Anderen Musik zu machen. Manche kommen, manche gehen – das ist schließlich das Konzept von SSDD – aber dieser innere Kreis, wir vier als Gründer, die dieses Projekt ins Leben gerufen haben, sind der Pol, der immer bleibt. SSDD Entertainers und besonders unser Konzept dahinter erlaubt es mir, mit immer verschiedenen Leuten Musik zu machen, inspiriert zu werden und Einflüsse auszutauschen. Wir werden uns immer weiterentwickeln können und etwas Neues entdecken, verschiedene Inspirationen, Styles und Aspekte entdecken, ohne dabei Angst haben zu müssen, diesen „Inner Circle“ dadurch zu verlieren.
Amara: Und genau deshalb liebe ich SSDD, also vor Allem die Menschen selbst! Wir sind echt wie eine Familie, wir haben das hier auf die Beine gestellt und ziehen das gemeinsam durch. Das schafft Vertrauen in einander und in sich selbst. Ich liebe wer wir sind und was wir tun.
Besser kann es ja kaum sein! Was habt ihr denn bisher für Lieder aufgenommen?
Domenic: Wir haben bereits einige mehrsprachige Songs aufgenommen, unter anderem zwei Lieder für das Projekt MITEINANDER LEBEN, in denen wir unseren Alltag im Covid-19-Lockdown verarbeitet haben. Auf einer Anti-Rassismus-Demonstration der Vereinigung UnitedAgainstRacism haben wir außerdem live einen Song gegen Rassismus in Folge der Tötung des dunkelhäutigen US-Amerikaners George Floyd performt.
Dann habt ihr ja euren Möglichkeiten entsprechend schon so einiges erreicht! Habt ihr irgendwelche Wünsche für die Zukunft eurer Zusammenarbeit?
Domenic: Für unser Projekt sind aufgrund der wachsenden Gruppe jetzt ein Standort und – aufgrund der höheren geforderten Professionalität – ein besseres Setup erforderlich. Auch die Möglichkeit, professionell in einem Studio aufnehmen zu können und dort professionelle Hilfe zu erhalten, wäre ideal für die weitere musikalische Entwicklung. Derzeit arbeiten wir mit dem Audio-Bearbeitungsprogramm Adobe Audition, dessen monatliche Gebühr aus eigener Tasche gezahlt wird, und einer eingeschränkten Demo-Version des Programmes FL Studio 20, um Instrumentale am Computer erschaffen zu können. Ein Mikrofon ist vorhanden, das Setup ist jedoch eher auf dem Niveau eines Einsteigers. All das sind Probleme, mit denen es sich jetzt auseinanderzusetzen gilt. Außerdem streben wir einen Aufnahmetermin im Cubetribe Tonstudioin Oldenburg an, da dieses sehr erfahren im Produzieren qualitativ hochwertiger Musik, dem Erstellen von Instrumentalen und der Zusammenführung der Genres RNB/Pop/Soul und HipHop/Rap ist. Ich hoffe, dass wir diese Ziele im Jahr 2021 erreichen werden!
Lamin: Das hoffe ich auch. Dieses Projekt bedeutet mir sehr viel. Ich will, dass SSDD überall auf der Welt gehört wird, auf offene Ohren trifft. Dass jeder weiß, wer wir sind. Das ist mein größter Traum.
Amara: Was soll ich dazu noch sagen? Genau das will ich auch. Ich will, dass die Musikgruppe SSDD Entertainers international gehört wird und Anklang findet. Das ist das Ziel.
Wenn ihr Interesse daran habt, in die Musik der Jungs reinzuhören oder eine Frage an sie habt, dann findet ihr sie sowohl auf YouTube als auch auf Instagram.